Marillion

Marillion 2013
1979 gründeten Steve Rothery, Doug Irvine, Brian Jelliman und Mick Pointer in Aylesbury eine Band mit dem Namen Silmarillion. Ein Jahr zuvor wurde ein gleichnamiges Werk von J.R.R. Tolkien veröffentlicht, das den Vieren offensichtlich als Namensgeber diente.
1980 stieß Fish (bürgerlich Derek William Dick) mit Diz Minnit zur Band, und fast zeitgleich wurde aus Silmarillion kurz und gut Marillion. In den Jahren 81 und anfangs 82 ersetzten dann Mark Kelly als Keyboarder und Pete Trewavas am Bass ihre beiden Vorgänger.
1982 hatte die Band sich bereits eine beachtliche Anhängerschaft gesichert, was die großen Erfolge beim renommierten Reading Festival und in Tommy Vance’s Radio 1 Rock Show bewiesen. Die Band ging auf Englandtour und unterzeichnete noch im gleichen Jahr einen Vertrag mit EMI Records. Ihre Debütsingle ‚Market Square Heroes‘ erschien kurze Zeit später und Marillion begannen mit der Arbeit an Ihrem ersten Album Script for a Jesters Tear, veröffentlicht Anfang 83. Nachdem Marillion in dieser Zeit zusehends Probleme mit ihrem Drummer bekamen, wurde Ian Mosley nach einigen Fehlversuchen erst gebeten auszuhelfen, aber er passte so perfekt in das Gefüge der anderen Vier, dass er „fest eingestellt“ wurde.
Im Januar 84 erschien Marillions vierte Single ‚Punch and Judy‘ und kurz darauf, wie auch im Jahr zuvor, das zweite Album Fugazi, im April gefolgt von der Single ‚Assassing‘. Den Rest des Jahres tourten Marillion durch Europa, Kanada und Amerika, und nahmen dabei Material für das Live Album ‚Real to Reel‘ auf, das im November erschien.
 1985 kam das Album Misplaced Childhood auf den Markt, mit dem der Band weltweit der große Durchbruch gelang, und mit der Single-Auskopplung ‚Kayleigh’ ihr bisher bekanntester Hit. Es folgte eine weitere erfolgreiche Tournee, die nicht nur kreuz und quer durch Europa sondern auch wieder nach Nordamerika und auch Japan führte, beendet durch eine Reihe großer Open Air Festivals im Sommer 86, u. a. zusammen mit Queen.
 Im Frühjahr 1987 kam ihr viertes Album Clutching at Straws mit der Hitsingle ‚Incommunicado‘ heraus, ebenfalls wieder gefolgt von einer langen und ermüdenden Tour in viele entlegene Ecken, an deren Ende Fish seinen Ausstieg zu Gunsten einer Solokarriere ankündigte. Eines der letzten gemeinsamen Konzerte war dann auch eines, das heute von den Fans noch immer als Meilenstein angesehen wird: Der Auftritt als Headliner auf dem Loreley-Open-Air vor rund 18.000 Zuschauern!
 1988 erschienen die letzten gemeinsamen Alben mit Fish ‚B-Sides Themselves‘ (wie der Name schon sagt, eine Sammlung der bis dahin erschienenen Single-B-Seiten) und das Livealbum ‚The Thieving Magpie‘. 

Entgegen aller Zweifler, die die Band ohne ihren charismatischen Sänger bereits abgeschrieben hatten, fand Marillion Anfang 1989 einen würdigen Nachfolger für Fish: Steve Hogarth.
Noch im selben Jahr erschien das erste Album mit neuem Sänger, Seasons End, auf dem sich Klassiker finden, die auch heute noch bei Konzerten gefordert werden.
Gefolgt 1991 von dem Album Holidays in Eden, und jeweils begleitet von ausgedehnten Tourneen – Marillion sind nun einmal eine ausgezeichnete Liveband!!!

 

  
Danach legte die Band eine überaus kreative Pause ein, in der auf einem Schloss in Frankreich mit dem Album Brave ein wahres Kunstwerk geschaffen wurde, ein Konzeptalbum, dessen Veröffentlichung im Februar 1994 war, und dessen theatralische Umsetzung nicht nur auf der folgenden Tour zelebriert wurde, sondern auch im April 2002 wieder rund 1800 Fans aus aller Welt anlockte, die sich im Zuge einer weltweiten Convention in Pontins, England versammelten. ,Brave’ wurde sogar filmisch umgesetzt: Im Erscheinungsjahr wurde im Fernsehen (in Deutschland auf RTL) ‚Brave – The Movie’ gezeigt, in welchem Regisseur Richard Stanley seine eigene Interpretation der Hintergrundgeschichte in Bilder umsetzte – das alles zum „Soundtrack“ von Marillion.
1995 erschien das Album Afraid of Sunlight, das vorerst letzte unter Vertrag der EMI, der u.a. wegen gesunkener Verkaufszahlen nicht verlängert wurde. Nichtsdestotrotz enthält auch dieses Album einige Juwelen, die längst zu den Klassikern zählen!
Die folgenden Alben This Strange Engine (1997) und Radiation (1998) mussten unter einem kleineren Label veröffentlicht werden, und da mangels Promotion und mangels Vertrag für die USA finanziell keine Nordamerika-Tour möglich war, startete die erste spektakuläre Internet-Aktion in der Bandgeschichte: durch einen Aufruf im Internet kamen 60.000 Dollar Spenden getreuer Fans zusammen, so dass die Tour doch stattfinden konnte, eine bisher (fast) einzigartige Gemeinschaftsleistung der Fans – es spendeten übrigens auch welche, die unter Garantie nicht in den Genuss dieser Tour kommen würden…

 

1999 erschien das Album marillion.com – hierbei ist der Name Programm, ist es doch die bandeigene Website. Die Besonderheit dieses Albums liegt (abgesehen natürlich von der Musik) in der Covergestaltung: nach einem Aufruf übers Internet und alle Webs haben viele, viele Marillion-Fans Passfotos eingeschickt, die dann (732 an der Zahl) auf dem Cover der CD abgedruckt wurden – die meisten sind in der englischen Digi-Pack-Ausgabe zu sehen.
Auch nach den letzten Veröffentlichungen waren Marillion, wenn schon nicht in den Medien, so doch in den Konzerthallen recht eindrucksvoll vertreten (siehe z.B. „Conventions“), aber die Rückkehr in die Wahrnehmung der Presse kam im Jahre 2000!
Da auch der nach Ende der ‚EMI-Ära‘ abgeschlossene Vertrag ausgelaufen war, und keine akzeptable Alternative in Sicht war, beschloss die Band, einen vollkommen neuen, revolutionären Weg zu gehen, der am Ende sogar die Aufmerksamkeit der BBC auf sich zog: sie baten, gegen Lieferung einer Sonderausgabe an die Vorbesteller, ihre Fans um den Vorschuss, der üblicherweise von einer Plattenfirma für die Aufnahmen eines Albums zur Verfügung gestellt wird. Mit ca. 12.000 Vorbestellern innerhalb weniger Wochen war die Finanzierung des nächsten Albums Anoraknophobia mehr als gesichert, und man konnte sich nicht nur an die Produktion machen, sondern auch einen günstigen Vertriebsvertrag mit den ehemaligen Partnern der EMI aushandeln. Das sorgte schon für Furore in der Presse, aber das Album, das bei dieser Aktion zustande kam, lässt bei nur wenigen der Vorbesteller Zweifel an der immer noch vorhandenen Energie der Band aufkommen. Der Sound ist innovativ und modern!
2002 erschien das Album Anorak in the UK Live‚ aufgenommen auf der entsprechenden Tournee, das über den normalen Plattenhandel als einfache CD oder über die Homepage der Band (siehe letztes Album) als Doppel-CD! erhältlich ist. Darüber hinaus fand im April diesen Jahres die erste bereits erwähnte ‚Worldwide Web Convention‘ statt, ein Treffen von Fans aus aller Welt in der Ferienanlage Pontins in England – ein Wochenende mit der Band und ein paar tollen Konzerten, was u.a. eine Wiederaufführung des kompletten ‚Brave‘-Albums beinhaltete, ein Juwel, das inzwischen ebenfalls als DVD über die Website erhältlich ist. Im Mai trat die Band anlässlich der Veranstaltung „Rhein in Flammen“ in den Bonner Rheinauen vor 6.000 Zuschauern auf. Ende 2002 begannen dann auch die Vorbereitungen für das nächste Album.
Ebenfalls 2002 ins Leben gerufen wurde der sogenannte „Front Row Club“, dem die Fans über die bandeigene Website beitreten konnten – eine Art Abonnement von Live-Mitschnitten, für welches sie mehrmals im Jahr ausgewählte Konzertaufnahmen auf CD erhielten. Der Front Row Club erfreute sich viele Jahre lang großer Beliebtheit, wurde jedoch angesichts zunehmender technologischer Möglichkeiten und der Tatsache, dass die Band ohnehin dazu übergegangen war, nahezu jedes ihrer Konzerte mitzuschneiden, im Jahr 2008 durch ein Download-System ersetzt. Fast alle Marillion-Konzerte können seitdem gegen Entgelt heruntergeladen werden.
… das im Jahr 2003 nun aufgenommen und durch eine erneute Vorbestellaktion und der Hilfe der unermüdlichen Fans mit möglich gemacht wurde. Bereits im März, während der zweiten ‚Worldwide Web Convention‘, diesmal im Feriendorf Butlins bei Minehead in England, wurden einige Rohfassungen von neuen Songs der Welt präsentiert und sorgten für Aufregung im Publikum! Zudem wurde von dem ersten Konzert dieses Wochenendes am Freitag Abend, an dem das Album ‚Afraid of Sunlight‘ komplett aufgeführt wurde, ein Mitschnitt gemacht, der erst recht für Furore sorgte: die Aufnahme wurde noch in der Nacht geschnitten, unmittelbar darauf ins Werk gegeben, und bereits am Sonntag konnten die anwesenden Fans eine DVD ‚ihres‘ Konzerts mit nach Hause nehmen… als ‚Bonbon’ brachte diese Aktion der Band einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für die bisher am schnellsten produzierte DVD aller Zeiten ein! Von den beiden MarillionWeekends 2002 und 2003 erschien dann noch eine DVD-Box namens ‚Wish You Were Here’ mit den Highlights der Shows auf vier  (!) DVDs.
Das Jahr 2004 brachte am 3. Mai die Veröffentlichung des Albums Marbles und eine Tournee im gleichen Monat, wobei das Album der Presse und einigen ausgelosten Fans bereits am 16. März 2004 auf der ersten sogenannten „Listening Party“ vorgestellt wurde. Ein Highlight war in diesem Jahr dann noch Marillions Auftritt auf dem Tag der Raumfahrt in Köln, haben doch einige Songs der Band einen engen Bezug zum All und natürlich durfte ‚The Space’ dort in der Setlist nicht fehlen.
Im Frühjahr 2005 fand dann die 3. ‚World-Wide-Web-Convention’ wiederum in Butlins, Minehead statt. Traditionsgemäß gab es auch hier am Freitagabend wieder die Aufführung eines kompletten Albums, nämlich des schnell zum Fan-Favoriten anvancierten aktuellen ‚Marbles’, und zwar des vollständigen Doppelalbums! Das Ergebnis des Mitschnittes ist die Live-Veröffentlichung ‚Marbles by the Sea’. Die beiden anderen Konzertabende sind als ‚Smoke’ und ‚Mirrors’ auf CD erschienen, ferner auch auf einer DVD namens ‚Bootleg Butlins’ zu sehen.
Der Sommer brachte der Band eine ganze Reihe von Festivalauftritten. Außerdem gab es in diesem Jahr die Premiere von ‚Los Trios Marillos’: Akustikkonzerte nur mit Steve Hogarth, Steve Rothery und Pete Trewavas, die ursprünglich konzipiert wurden, um Auftritte in Nordamerika leichter realisieren zu können, sodass es diese Konzerte in diesem Jahr erstmalig in den USA gab. Sie wurden jedoch ein solcher Erfolg und machten den Dreien so viel Spaß, dass erste Auftritte in Europa folgten (mit Deutschlandpremiere im Jahr 2008) und mittlerweile zu einer festen Institution geworden sind. Das Jahr schloss ab mit der ‚Not-Quite-Christmas-Tour’, die die Band noch einmal in Konzerthallen quer durch Europa führte.
2006 gab es nur wenige Festival-Auftritte der Band, da diese sich im Wesentlichen auf den Schreibprozess am neuen Album konzentrierte. Sänger Steve Hogarth bescherte uns dafür jedoch die Premiere seiner ‚h natural’-Auftritte, bei denen er vor kleinem Publikum ganz allein sehr persönliche Konzerte nur am Piano gibt.
Das folgende Jahr brachte dafür eine ganze Fülle an Ereignissen: Angefangen mit der 4. Internationalen Convention (‚MarillionWeekend’) im Februar, die dieses Mal im niederländischen Port Zélande stattfand. Der Freitagabend war diesmal der kompletten Aufführung des ‚This Strange Engine’-Albums gewidmet (zusammen mit den beiden anderen Konzertabenden, die es auch als ‚Friends’ bzw. ‚Family’ auf CD zu hören gibt, veröffentlicht auf der DVD ‚This Strange Convention’). Außerdem gab es hier die ersten Titel des noch unveröffentlichten neuen Albums zu hören, welches wenige Tage später der Presse und einigen ausgelosten Fans auf ‚Listening Parties’ in verschiedenen europäischen Städten (u. a. Köln) vorgestellt wurde. Somewhere Else hieß das Werk, das schließlich im März 2007 in die Läden kam. Es folgte eine ausgedehnte Europatournee und einige Weihnachtskonzerte unter dem Motto ‚Snowwhere Else’.
Nach vereinzelten Auftritten in der ersten Jahreshälfte – die Band arbeitete zu diesem Zeitpunkt schon wieder intensiv am nächsten Album – wurden die ersten beiden neuen Songs im Oktober 2008 in akustischem Gewand beim von The Web Germany veranstalteten ‚Los-Trios’-Konzert in Köln erstmals dem Publikum vorgestellt. Kurze Zeit später wurde das Doppelalbum Happiness is the Road veröffentlicht, das auch diesmal wieder in bewährter Manier von den Fans vorbestellt werden konnte, welche dafür in den Genuss einer Deluxe-Edition kamen. Die ständig für neue Wege offene Band hatte außerdem das Experiment gewagt, das Album über den Anbieter ‚Music Glue’ in Form eines „legalen File Sharing“ zum Download anzubieten, was bedeutete, dass man dafür bezahlen konnte, aber nicht musste. Beim Öffnen der Datei erschien automatisch eine Videobotschaft der Band, in der diese daran appelierte, Marillion auf andere Weise (z.B. in Form von Konzertbesuchen oder Kauf von Merchandise) zu unterstützen, wenn man sich die Tracks kostenlos herunterladen wollte. An die Albumveröffentlichung schloss sich unmittelbar vom Herbst 2008 bis Frühjahr 2009 die ‚Happiness is the Road-Tour’ an.
Bereits im März 2009 fand dann das 5. MarillionWeekend wiederum in Port Zélande, NL statt. Diesmal mit einer kompletten Darbietung des ‚Seasons End’-Albums. Die anderen beiden Abende standen zum einen im Zeichen der Highlights aus der Bandgeschichte, zum anderen der besonders langen Songs der Band. Dementsprechend lauten dann auch die Titel der zugehörigen CDs ‚Tumbling Down The Years’ bzw. ‚Size Matters’. Die Filmaufnahmen des kompletten Weekends wurden dann noch unter dem Titel ‚Out of Season’ auf DVD (3er-Box) veröffentlicht. Erstmals präsentierten Marillion die drei Konzerte nahezu identisch auch auf einer Nordamerika-Convention im kanadischen Montreal.
Den Sommer nutzte die Band dazu, einige ihrer Stücke – inspiriert von den ‚Los Trios’-Auftritten – in akustische Fassungen umzuarrangieren und mit teils sehr ungewöhnlichen Instrumenten neu einzuspielen. Das Ergebnis war das Album ‚Less is More’, mit dem Marillion dann im Herbst und Winter auf Tour gingen.
Im Frühjahr 2010 gab die Band zwei weitere Less Is More-Konzerte – eines davon in Portugal, wo sie zugleich mit der Arbeit an ihrem nächsten Album begann. Der Sommer bescherte den Fans dann einige Festival-Auftritte quer durch Europa. Ein Highlight war hierbei sicherlich die Rückkehr der Band auf die Loreley nach 23 Jahren, was auch von The Web Germany mit angestoßen worden war.
Erneut durch eine erfolgreiche Preorder-Kampagne vorfinanziert erschien im Jahre 2012 das 17. Studioalbum Sounds That Can’t Be Made 
Durch eine Kooperation mit der Croudfunding-Plattform Pledge Music bot Marillion ab 2015 zwecks Fundraising Limited-, Special- sowie Ultimate-Editions im CD- und Vinyl-Format an. Hinzu kamen noch weitere Specials wie ein Gig im Racket Club, signierte CDs/Vinyls und T-Shirts. Marillions 18. Studio-Album FEAR aus dem September 2016.  


Die Tour 2019 stand unter dem Motto „Marillion With Friends From The Orchestra„. Verstärkt durch ein Ensemble aus Streichern, Querflöte und Horn wurden die Marillion-Klassiker in einem neuen Klanggebilde dargeboten. Höhepunkt war sicher das Konzert in der Londoner Royal Albert Hall.  Schnell wurde klar, dass diese Musik auf ein Album gehört und so setzte man sich zusammen und nahm in Peter Gabriels Real World Studio ein 80-Minuten-Album mit neun Klassikern im neuen Gewand auf.


Im März 2022 erblickte nach sechsjähriger Wartezeit Marillions 20. Album An Hour Before It’s Dark das Licht der Welt. In Zeiten von Corona sowie dem gerade begonnenen Russland-Ukraine-Krieg ist das Album leider aktueller, als einem lieb ist. Die Themen Umweltzerstörung und Corona sind somit auch der rote Faden, der sich durch die acht Songs zieht. Aber dennoch wird dieses Album als eines der besten und ausdrucksstärksten in Marillions Geschichte eingehen. Begleitet von einer umfangreichen Werbekampagne wurde das Album bereits vor seinem offiziellen Erscheinungstermin am 4. März 2022 von der Fachpresse gefeiert.